Teaserbild zum Beitrag "Was macht gute Bildung im Online-Zeitalter aus"
Buch vs. Tablet
Was macht gute Bildung im Online-Zeitalter aus?
Lesezeit: 4 Minuten

Der Pisa-Schock Anfang der 2000er-Jahre lieferte den Startschuss – seitdem hat die Bildungs- und Lernforschung einen regelrechten Boom erlebt. Ganze Forschungszweige, allen voran die Psychologie und die Erziehungswissenschaften, beschäftigen sich mit der Frage, wie man am besten lernt und was gute Bildung ausmacht.

In der öffentlichen Debatte wird gute Bildung oft mit Digitalisierung gleichgesetzt. Hier hat sich in Deutschland nicht zuletzt aufgrund der Mittel aus dem DigitalPakt Schule in den letzten Jahren einiges getan. „Hauptsache digital – das ist ein Trugschluss. Mit dem bloßen Ersetzen von Schulheften durch Tablets ist es nicht getan“, sagt der Gründer Alexander Giesecke. Gemeinsam mit seinem Freund und Co-CEO Nicolai Schork hat er die Lernplattform simpleclub mit Sitz in Grünwald bei München aufgebaut. Initialzündung war der Mangel an digitalen Lerninhalten während der eigenen Schulzeit. „Als wir Abitur gemacht haben, gab es in den Schulen  meist nur einen Overhead-Projektor. Im Internet waren zwar vereinzelte Inhalte verfügbar, aber die waren uns nicht gut genug. Wir wollten die coolsten und didaktisch hochwertigsten Videos Deutschlands machen“, so Giesecke. Heute hat simpleclub 2 Millionen Nutzer und gilt nach eigenen Angaben als die beliebteste Lernplattform Deutschlands.



Die entscheidende Frage ist Giesecke und Schork zufolge, wie man es schafft, mit digitalen Inhalten den klassischen Unterricht zu verbessern. Das digitale Lernangebot von simpleclub basiert auf den verschiedenen Lehrplänen und reicht von der bloßen Wissensvermittlung bis hin zur individualisierten Prüfungsvorbereitung – und das für Schülerinnen und Schüler von der 5. bis zur 13. Klasse sowie Auszubildende. „Uns geht es um mehr als die reine Digitalisierung von Lerninhalten. Wir wollen die Art und Weise, wie Menschen lernen, revolutionieren. Das Stichwort heißt ‚Personalisierung‘, denn nicht jeder lernt gleich“, so Schork. Der Vorteil der Lernplattform gegenüber dem klassischen Schulbuch sei, dass sich – durch den Einsatz von Algorithmen – die Lehrpläne individuell auf die Stärken und Schwächen sowie das Lerntempo der Nutzer anpassen ließen. Dies könnten Lehrkräfte in einer 45-minütigen Unterrichtsstunde mit 30 Schülerinnen und Schülern nicht leisten. 

Als Ersatz für den Präsenzunterricht oder gar für die Schule wollen die beiden Unternehmer simpleclub aber nicht verstanden wissen. „Unsere Lernplattform unterstützt Lehrkräfte bei der Wissensvermittlung und eröffnet ihnen damit den Raum, noch stärker ihrer sozialen Rolle als Mentor, Coach und Moderator nachzukommen“, sagt Giesecke. Gerade die soziale Interaktion mit anderen Schülern und Lehrern sei für die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen unerlässlich – das habe sich während der Corona- Pandemie deutlich gezeigt. Neben dem sozialen Aspekt böten die digitalen Angebote den Lehrkräften in der Schule auch mehr Freiraum für Projekte und Praxisunterricht.

 

Bild zum Beitrag "Was macht gute Bildung ..."
simpleclub-Gründer Nicolai Schork und Alexander Giesecke
@simpleclub

Auch die Antwort auf die Frage, ob analoge Lerninhalte im Online-Zeitalter überhaupt noch einen Platz haben, fällt differenziert aus. „Manches wird man auch im Jahr 2030 besser lernen, indem man es erlebt oder anfasst. Wie sich ein Baum anfühlt, erfahre ich am besten bei einer Exkursion in den Wald. Will ich mir hingegen die Zellstruktur des Baumes genauer ansehen, sind digitale Mittel besser“, so Schork. So sieht das auch der bildungspolitische Sprecher der CSU-Landtagsfraktion, Prof. Dr. Gerhard Waschler:  „Was man selbst in die Tat umsetzt, anfasst, bastelt oder zur Lösung von Aufgaben individuell verwendet, bleibt in guter Erinnerung und hilft uns auch künftig besser als bisher.“

Wie die Zukunft der Bildung aussehen wird? „Fakt ist, dass sich die Welt des Lernens in den kommenden Jahren schneller verändern wird als je zuvor“, stellt Schork fest. Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sei der nächste logische Schritt. Manches wird aber möglicherweise auch in hundert Jahren noch beim Alten sein. So wird es immer Orte geben, die inspirierend wirken und das Lernen fördern. Wie im Fall des CSU-Landtagsabgeordneten und Vorsitzenden des Wissenschafts- und Kulturausschusses, Robert Brannekämper: Er hat stets am liebsten im Deutschen Museum gelernt.

Bild zum Beitrag "Was macht Gute Bildung ..."
Robert Brannekämper und Prof. Dr. Gerhard Waschler
@Brannekämper / Florian Fischer; Waschler / CSU-Landesleitung
Bildquelle Header: baona - iStock-Photo.com