Elf Minuten. So lange dauert es in Bayern durchschnittlich, bis nach einem Notruf der Rettungswagen eintrifft. Wertvolle Zeit, wenn es um einen medizinischen Notfall wie einen HerzKreislauf-Stillstand geht. Das TEAM BAYERN, ein gemeinsames Projekt vom Bayerischen Roten Kreuz (BRK) und dem Radiosender BAYERN 3, hat deshalb eine App entwickelt, die registrierte Ersthelfer und Ersthelferinnen alarmiert, damit diese im Falle eines Herz-Kreislauf-Stillstands schnell vor Ort Hilfe leisten können. Die Idee dahinter: Leben retten.
Mit der neuen Funktion der TEAM BAYERN Lebensretter-App könne dieses sogenannte therapiefreie Intervall mit Erste-Hilfe- Maßnahmen überbrückt werden, erklärt Lisa Neumeier vom TEAM BAYERN. „Fakt ist: Wenn Ersthelfer vor Ort sind, bevor professionelle Hilfe eintrifft, haben Patientinnen und Patienten gerade im Fall eines Herz-Kreislauf-Stillstandes eine deutlich höhere Überlebenschance.“
Das TEAM BAYERN selbst wurde schon 2013 nach dem Jahrhunderthochwasser gegründet. Das Netzwerk besteht inzwischen aus rund 9.000 freiwilligen Helferinnen und Helfern, die beispielsweise bei Naturkatastrophen zusätzlich zu bestehenden Katastrophenschutz-Strukturen kurzfristig einspringen oder auch ganz einfach Nachbarschaftshilfe leisten.
Lebensretter kann so gut wie jeder werden
Die Idee hinter dem neuen Projekt ist einfach: Lebensretter kann so gut wie jeder werden. In diesem Fall jeder über 18, der sich in der App registriert und dessen Erste-Hilfe-Kurs nicht länger als zwei Jahre her ist. Ist ein Ersthelfer oder eine Ersthelferin in der Nähe des Notfallortes, sieht das die Leitstelle über die Standortsuche, der jeder TEAM BAYERN Lebensretter vorher zugestimmt hat. Die Helfer bekommen dann über die Leitstelle einen Alarm aufs Handy und können sich sofort auf den Weg machen.
Auch während des Einsatzes unterstützt die App. Sie zeigt etwa den Weg zum Notfallort an oder stellt grafisch anschaulich die Reanimation dar. „Mit einem eingebauten Metronom kann die App sogar den richtigen Takt für die Herzdruckmassage vorgeben“, erklärt Neumeier.
Ende 2022 fiel der Startschuss für das Projekt in der Integrierten Leitstelle Bayreuth/Kulmbach des Bayerischen Roten Kreuzes. Angelika Schorer, Präsidentin des BRK und CSU-Landtagsabgeordnete, war von Anfang an begeistert. „Das TEAM BAYERN ist mittlerweile ein großer Zusammenschluss ungebundener Helferinnen und Helfer. Klar ist: Katastrophen und Notfälle kündigen sich nicht an, umso wichtiger ist es, dass vorgesorgt wird. Mit der neuen Lebensretter-App des TEAM BAYERN wurde ein neuer Pfeiler der ungebundenen Hilfe geschaffen.“
„Bisher haben sich rund 200 Ersthelfer und Ersthelferinnen als Lebensretter registriert“, erzählt Lisa Neumeier weiter. „Und natürlich ist unser Ziel, dass es immer mehr werden. Denn je mehr Menschen sich registrieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Leitstelle einen Helfer oder eine Helferin in der Nähe des Notfallorts alarmieren kann.“ Bereits drei Mal hat das in der Praxis gut funktioniert. „Im Umkreis von 400 Metern konnte hier ein Ersthelfer alarmiert werden. Zum Glück waren Wiederbelebungsmaßnahmen in diesen Fällen nicht notwendig“, betont Lisa Neumeier. „Aber natürlich war es für uns jeweils gut zu sehen, dass die App für den Ernstfall funktioniert.“
Vorbild Österreich
Ein Vorteil für die Entwicklung der App in Bayern: Das Österreichische Rote Kreuz arbeitet seit einigen Jahren erfolgreich mit dem System. „Die Kolleginnen und Kollegen vom ÖRK haben es in dieser Zeit geschafft, dass der Beginn der Wiederbelebung in Österreich innerhalb von sechs Minuten von zehn auf 50 Prozent gesteigert wurde. Eine super Leistung“, betont Lisa Neumeier. „Die vielen Beispiele, wo Ersthelfer dort zum Lebensretter geworden sind, sind natürlich auch für uns ein großer Ansporn.“
Nach und nach soll die App nun auf weitere bayerische Leitstellen ausgerollt werden. Denn die Digitalisierung hilft hier, im Ernstfall Leben zu retten und den Rettungsdienst zu ergänzen. „Wir appellieren deshalb: Machen Sie einen Erste-Hilfe-Kurs und registrieren Sie sich in der App. Es ist schnell erledigt und kann im Ernstfall Leben retten“, betont Angelika Schorer abschließend.