Thomas Huber
Bahn-Vorschläge nicht zufriedenstellend
Brenner-Nordzulauf: Thomas Huber stellt sich vor die Bürger
Lesezeit: 3 Minuten

Am fünften Februar fand die zwischenzeitlich dritte Protestveranstaltung gegen die Pläne der DB zu den Neubau-Trassenvorschlägen statt. Auf Einladung von Thomas Huber nahm auch Bayerns Verkehrsministerin Kerstin Schreyer teil, die in Oberelkofen vor über 300 Teilnehmern zugesagt hat, die Interessen der Region gegenüber der Bahn zu unterstützen und ankündigte, zu einem Runden Tisch einzuladen, bei dem „alle Vorschläge diskutiert werden, nicht nur die, die einer Seite gefallen.“





Anlass der Protestveranstaltungen ist, dass die im letzten Jahr von der DB überraschend vorgestellten vier Vorschläge zum Bau einer neuen Trasse zwischen Grafing und Ostermünchen mit erheblichen Eingriffen in die Landschaft, mit unsäglichem zusätzlichen Flächenverbrauch und neuen Betroffenheiten verbunden und deshalb für die betroffenen Gemeinden nicht akzeptabel sind. Die Durchschneidung der Landschaft mit einer überwiegend oberirdischen Trasse wird deshalb von allen Gemeinden, Bürgerinitiativen an der Bahnlinie sowie allen Mandatsträgern vom Bürgermeister, über den Landrat hin zu Abgeordneten von Bund und Land abgelehnt.



Thomas Huber sagte auf der Protestveranstaltung, dass die Menschen hier seit 1871 „mit und an ihrer Bahn“ leben und dass man sich seit 1892 auch mit 2 Gleisen arrangiert habe und erklärte, dass der Verkehr mit der Fertigstellung des Brenner-Basis-Tunnels (BBT) zunehmen wird. Jedem sei hier klar, dass die heutigen Gleiskapazitäten nicht ausreichen werden. Huber: „Niemand von uns ist gegen den Brennerbasistunnel und jeder weiß, dass es bauliche Veränderungen geben wird, damit der Zulauf zum BBT zukünftig reibungslos möglich ist und mehr Verkehr von der Straße aufs Gleis kommt“. Leider hat es die DB Netz AG aber versäumt, auf die alternativen Vorschläge zur Trassenführung der Anrainergemeinden einzugehen und hat bislang kein überzeugendes Gesamtkonzept mit dem Beleg der Notwendigkeit einer gänzlich neuen Trasse vorgelegt.



Huber fordert: „Was wir aber wollen ist, dass wir hier vor Ort und unsere Vorschläge ernst genommen werden und unsere Fragen, die seit Monaten in unzähligen Sitzungen gestellt und unbeantwortet blieben, endlich ehrlich beantwortet und dass alle baulichen Möglichkeiten und Alternativen zur Kapazitätserweiterung ohne Denkverbote und ohne Scheuklappen geprüft werden“.



Dazu gehört nach Meinung aller Beteiligten insbesondere ein trassennaher Ausbau der Bestandsstrecke, maximaler Lärmschutz und die Prüfung, wie der Güterverkehr von Norden Europas, der nicht München zum Ziel hat, weiträumig Richtung Mühldorf, Landshut und Regensburg, wo es Anschluss zum sog. Ostkorridor-Süd gibt, umgeleitet werden kann.



Huber verteidigte die Unterbrechung des „Dialogs“ mit der Bahn als notwendigen Schritt und Hilferuf aus der Region um vom Bahnkonzern als gleichberechtigte Partner wahrgenommen zu werden: „Die Teilnehmer des sog. ‚Dialogforums‘, das sich aus Kommunalpolitikern und Vertretern von Interessensgruppen zusammensetzt, haben daher meine volle Unterstützung für die geschlossene Aussetzung der Teilnahme an diesem Forum“. Die Teilnehmer sahen sich zu diesem Schritt gezwungen, um ihre Position zu unterstreichen und die Interessen der Region zu wahren. Jetzt gilt es, dass die nun vorgelegten und von Andreas Brandmaier und Josef Schwäbl erarbeiteten „bestandsstreckennahen“ Alternativtrassen geprüft und als Grundlage für die Entscheidungsfindung herangezogen werden.



Huber kritisierte in dem Zusammenhang den bisher geführten „Placebo-Dialog“ nach dem Motto: „Vogel friss- oder stirb“. Voraussetzung für echten Dialog auf Augenhöhe sei es seiner Meinung, dass man sich ergebnisoffen anhört, was der andere Dialogpartner vorschlägt, der auch mal Recht haben kann! Dieser Eindruck sei aber leider bei den bisherigen Dialogforen nicht entstanden. Er stellte aber in Aussicht, dass man wieder zurück an den Verhandlungstisch finden werde, wenn die Belange der Region Berücksichtigung finden. Das bedeutet: Wenn die 84 an die Bahn gerichteten Fragen beantwortet und seitens der DB Netz AG eine Variante für den Ausbau direkt an der Bestandsstrecke mit Nutzung der Kenntnisse aus der Region erarbeitet wird. Klar ist aber auch, dass der Dialog dann auch mit dem Bund als Auftraggeber für das Großprojekt geführt werden muss, denn dieser finanziert das Projekt; die Bahn plant und steuert den Prozess im Auftrag des Bundes. „Deswegen wäre es sinnvoll, wenn sich auch der Bundesverkehrsminister dieser Sache annehme“, so Huber.



Alle Beteiligten sind der Auffassung, dass der sorgfältig geplante Ausbau der Bestandsstrecke unter Berücksichtigung sensibler Bereiche und optimalem Lärmschutz nach Abwägung aller Fakten die bessere Trasse darstellen kann. Der Bestandsausbau weist grundsätzliche Vorteile auf, darunter keine Landschaftszerschneidung, Rettung des Soldatenfriedhofs, der Golfplatz wird nicht tangiert, insgesamt weniger Flächenverbrauch, Grundstücke sind größtenteils bereits im Eigentum der Bahn und es entstünden weniger neue Betroffenheiten der Bevölkerung.

Bildquelle Header: privat