Wie sieht die Mobilität der Zukunft aus? Wie kann das Nebeneinander von Straßenverkehr, ÖPNV, Fahrrad und Fußgängern funktionieren? Und welche Rolle spielen dabei nachhaltige Mobilitätsformen wie die E-Mobilität oder Car-Sharing-Modelle? Bayerns Städte und deren umliegende Regionen müssen diese Fragen ganzheitlich lösen. Für die Region Regensburg wird nun ein Mobilitätskonzept erarbeitet, das Antworten auf diese Herausforderungen gibt.
„Der Verkehr kümmert sich nicht um Stadtgrenzen“, betont Josef Kreitinger. Er leitet die Arbeitsgruppe für das Mobilitätskonzept im Raum Regensburg bei der Regierung der Oberpfalz. „Die Zahl der Pendler hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen, weil sowohl die Stadt als auch das Umland sehr gewachsen sind. Inzwischen pendeln täglich rund 80.000 Menschen in der Region Regensburg.“
Im Frühjahr 2021 ist der Startschuss für das Konzept Mobilität Raum Regensburg (KMRR) gefallen, die übergeordnete Koordinierungsstelle für das gesamte Projekt ist die Regierung der Oberpfalz. „Die letzte Verkehrsuntersuchung für den Raum Regensburg gab es im Jahr 2005“, erklärt Kreitinger. „Die Ergebnisse von damals erfüllen natürlich nicht mehr die heutigen Anforderungen an die Mobilität in der Region. Deshalb wurde das Projekt nun neu aufgesetzt.“
Die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Landkreis Regensburg ist ein zentraler Punkt des Konzepts. Auch die umliegenden Landkreise wie Kelheim und Schwandorf werden in die Planungen einbezogen.
Ziel des neuen Mobilitätskonzepts ist es, alle Verkehrsträger einzubinden – PKW, öffentliche Verkehrsmittel, Radverkehr, E-Mobilität oder Sharing-Systeme. Auch der Straßenbau muss bei den Plänen berücksichtigt werden. „Ausschließen soll das Konzept niemanden, schließlich müssen zum Beispiel Handwerker auch künftig mit dem Lieferwagen in die Stadt fahren können.“
Der Fokus soll laut Kreitinger zudem darauf liegen, den Umweltverbund zu stärken und weiterzuentwickeln und so das Konzept nachhaltig zu machen. „Uns ist wichtig, die verschiedenen Mobilitätsarten nicht mehr getrennt voneinander und unabhängig von den Nachbarkommunen und -landkreisen zu betrachten. Integrierte Mobilitätskonzepte beziehen alle Verkehrsarten gleichwertig mit ein und berücksichtigen auch, wie sich andere Fachbereiche entwickeln, zum Beispiel der nachhaltige Siedlungs- und Gewerbebau.“
Die Ausgangslage ist in Regensburg ähnlich wie in vielen anderen bayerischen Städten – auch wenn es natürlich jeweils individuelle regionale Unterschiede gibt. Dennoch sind die Ergebnisse aus Regensburg auch für den gesamten Freistaat wichtig, denn vergleichbare Untersuchungen aus anderen Wachstumsregionen gebe es derzeit nicht, so Kreitinger. Stadt, Landkreis und der Freistaat teilen sich deshalb die Entwicklungskosten des Projekts.
Prof. Dr.-Ing. Klaus Bogenberger, Leiter des Lehrstuhls für Verkehrstechnik an der TU München, hat im Vorfeld gemeinsam mit der Arbeitsgruppe KMRR die Ausschreibungsunterlagen für das Vergabeverfahren vorbereitet. Warum diese externe Unterstützung? „Uns war wichtig, ein stimmiges Gesamtkonzept zu entwickeln, denn es müssen bei einem solchen Projekt zahlreiche Akteure mit ins Boot geholt werden“, erklärt Josef Kreitinger.
Nun ist das Planungsbüro PTV Transport Consult GmbH am Zug, das neben einem allgemeinen Leitbild auch konkrete Handlungsempfehlungen für Projekte erarbeitet, um die Mobilität in der Region weiterzuentwickeln. Parallel dazu kümmert sich die Agentur Zebralog GmbH aus Berlin in einem zweiten Projektmodul um die Organisation der Prozesse und die Öffentlichkeitsarbeit. In verschiedenen Online-Formaten, Workshops und Veranstaltungen haben Bürgerinnen und Bürger, aber auch Kommunen und beteiligte Fachstellen die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen.
Zwei Jahre soll das Projekt nun laufen. Alle Akteure der Arbeitsgruppe tauschen sich regelmäßig aus. „Ich bin mir sicher, dass wir mit dem KMRR einen sehr guten Weg eingeschlagen haben. So entsteht ein professionell erarbeitetes Mobilitätskonzept, das alle Beteiligten und deren Anforderungen mit einbezieht. Die vielen Pendler in Regensburg und im Umland werden mit Sicherheit davon profitieren.“ Zudem könnte das KMRR als Vorreiter für andere Wachstumsregionen in Bayern dienen – Mobilität muss schließlich nicht nur in Regensburg neu gedacht werden.