Landwirtschaft
Hightech vom Hof

Die Landwirtschaft ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeber. Mehr als 3,1 Millionen Hektar Fläche werden in Bayern landwirtschaftlich genutzt. Was manchem analog und ländlich vorkommen mag, ist näher betrachtet eine Branche, die immer mehr Innovationen vorantreibt: Pflanzen können gezielter gedüngt, die Bedürfnisse der Tiere besser erfasst werden – und die Ställe werden auch automatisch gereinigt. Wir geben in der HERZKAMMER einen Überblick über vom Freistaat Bayern geförderte, digitale Technologien im und rund um den Stall.

 

Experimentierfeld Milch 



Viel körperliche Arbeit, anstrengend, zeitintensiv – so sah und sieht der Alltag in vielen familiengeführten Milchviehbetrieben aus. Das Projekt „DigiMilch“ zeigt: Digitale Technik bietet Unterstützung für den Tierhalter und schafft neue Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Tier und Mensch. Melkroboter erfassen Daten von der Milch und von der Kuh, Fütterungsroboter legen den Tieren das Futter automatisch vor und auch die Stallreinigung kann autonom gesteuert werden. „DigiMilch“ ist ein smartes Experimentierfeld für digitale Helfer bei der Stallarbeit. Je mehr Landwirte teilnehmen, desto mehr Daten können gesammelt und so die Funktionalität und Vernetzung der einzelnen Technologien besser erprobt werden. Hier profitieren nicht nur der Landwirt und die Umwelt, sondern auch das Tier. Wird etwa ermittelt, wie oft sich eine Kuh hinlegt, wann und wie viel sie frisst und wie viel Milch sie gibt, können Abweichungen davon vom Landwirt sofort erkannt und gegebenenfalls Krankheiten schneller behandelt werden – ähnlich wie bei einem Fitnesstracker beim Menschen. Insgesamt 22 landwirtschaftliche Betriebe in ganz Bayern arbeiten im Projekt „DigiMilch“ mit. Momentan werden Daten zum Teil noch über manuelle Exporte und über mobile Geräte gesammelt. Es wird aber parallel an einer „DigiMilch“-Datenbank gearbeitet, um alle Daten aus den Betrieben zentral zu erfassen und eine sichere und effiziente Auswertung zu ermöglichen.

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Digitale Technik unterstützt die Landwirte und schafft neue Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Mensch und Tier.
@Bayerisches Landesamt für Landwirtschaft

Farm der Zukunft



Er sieht aus wie ein Tisch mit Rädern, fährt langsam und gemütlich übers Feld, ist leicht und kennt den Unterschied zwischen Rübe und Unkraut: Der Feldroboter FarmDroid FD20. Der solarbetriebene, autonom fahrende Roboter wird dann eingesetzt, wenn Herbizide nicht zum Einsatz kommen sollen – etwa im Öko-Landbau – und sonst das Unkraut in Handarbeit entfernt werden müsste. Und woher weiß der Roboter so genau, wo er kratzen und zupfen muss? Weil er die Samenkörner selbst ausbringt und sich mittels satellitengestützter Navigation die Position auf zwei Zentimeter genau merkt. Kommt er später erneut aufs Feld, orientiert er sich zunächst mit seinen GPS-Antennen und kratzt dann gezielt um die mutmaßlichen Standorte der Rüben oder Zwiebeln herum. Südlich von Passau erforschen Experten diesen Farmdroiden und widmen sich weiteren Zukunftsfragen der Landwirtschaft. Das Digitalisierungszentrum der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft in Ruhstorf an der Rott ist ein wichtiger Impulsgeber für Landwirte in ganz Bayern. Hier geht es um Diversifizierung, Agrarökosysteme – und um die Digitalisierung. Wie kann digitale Technik – beispielsweise Agrarrobotik – für eine ressourcenschonende Landwirtschaft eingesetzt werden? In der niederbayerischen „Future Farm“ wird dieser Einsatz erprobt. Der Aufbau der Zweigstelle in Ruhstorf ist Teil der Heimatstrategie des Freistaats.

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Der Feldroboter FarmDroid FD20 wird dann eingesetzt, wenn Herbizide nicht zum Einsatz kommen sollen.
@Bayerisches Landesamt für Landwirtschaft

Kompetenzen bündeln



Die bayerische Landwirtschaft ist durch bäuerliche Familienbetriebe geprägt. Um sie in ihrer Vielfalt zu erhalten und fit für den Wettbewerb der Zukunft aufzustellen, ist es wichtig, ihnen die Möglichkeiten neuer Technologien zu vermitteln und sie gemeinsam mit ihnen umzusetzen. Hier setzt das „Kompetenznetzwerk Digitale Landwirtschaft“ an und unterstützt beim Austausch zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und staatlichen Stellen. Das Netzwerk baut eine Community auf, die von Austausch, Input und Aktionen lebt – analog und digital. Bei einem Online-Event im vergangenen Herbst wurde etwa über Mobilität und autonome Anwendungen in der Landwirtschaft diskutiert. Neben Vertretern aus der Wirtschaft, Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen und Verbänden nahmen auch Start-ups und viele Landwirte teil. Nicht nur „in der eigenen Suppe schwimmen“, sondern Themen gemeinsam voranbringen und am Ende die beste Lösung finden – das ist das Motto des Kompetenznetzwerks.

Investitionen fördern

Investitionen fördern



Landwirte, die ihre Betriebe digital ausstatten wollen, müssen die Kosten nicht komplett selbst tragen, sondern können eine staatliche Förderung beantragen. Wollen sie etwa Software installieren, um das Management ihres Betriebs zu vereinfachen, sich einen Feldroboter anschaffen, mit dem sie den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren können oder ihre Tiere mit Sensoren ausstatten, um ihr Verhalten zu überwachen und so Krankheiten vorzubeugen, greift der Freistaat ihnen unter die Arme. Seit dem Start des „Bayerischen Sonderprogramms Landwirtschaft Digital“ Ende 2018 wurden bis Ende März diesen Jahres mehr als 1.300 Anträge mit einem Zuschussvolumen von rund 4,7 Millionen Euro bewilligt.

Daten für alle



Messdaten aus der Luft und aus dem Boden, von Maschinen und aus alltäglichen Erfahrungen in anderen Betrieben können in der Landwirtschaft eine wichtige Informationsquelle sein, von der idealerweise so viele Betriebe wie möglich profitieren. Diese zu vernetzen – natürlich unter Beachtung des Datenschutzes – und so vielen Anwendern wie möglich als Entscheidungshilfe zur Verfügung zu stellen, ist dem Freistaat ein Anliegen, weshalb innerhalb des Projekts „Bayerischer Agrardatenraum“ bereits vorhandenes Material mit Daten aus der Wirtschaft und von staatlichen Stellen vernetzt und zur Verfügung gestellt werden soll. Auf Initiative der CSU-Fraktion hin stehen allein für die Entwicklung einer mobilen App zwei Millionen Euro zur Verfügung.

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