Eberhard Rotter
Von München aus verkehrten in den siebziger Jahren Schlaf- und Liegewagenzüge der Deutschen Bahn unter anderem nach Griechenland, Jugoslawien, Italien, Frankreich, Belgien und Holland. Da viele Verbindungen nur während der Sommermonate angeboten wurden, beschäftigte die Bahn Aushilfskräfte. So kam ich, Jurastudent an der Uni Augsburg, als Liegewagenbetreuer 1975 und 1977 zu einem hochinteressanten Ferienjob. Die Touren waren allerdings keine Vergnügungsreisen durch halb Europa, sondern eine spannende Tätigkeit mit Verantwortung für bis zu 60 Fahrgäste an Bord „meines“ Wagens. Der Job, den ich insgesamt rund fünf Monate ausgeübt habe, war zwar stressig, aber nie langweilig. Ich war Zugbegleiter, Hotelmanager, Empfangschef, Zimmermädchen, Kellner, Sozialarbeiter und manchmal auch Beichtvater für Gäste, die nicht schlafen konnten und daher bei mir im Dienstabteil nachts auf ein „Schwätzchen“ vorbeikamen. So kam ich erstmals an die Adria (Rijeka und Ancona), nach Frankreich (Paris und Narbonne), Oostende, Belgrad und sogar bis nach Thessaloniki in Griechenland. Auch Ziele in Deutschland wie Münster, Osnabrück, Norddeich oder Hamburg waren mir bis dahin völlig unbekannt. Diese Eindrücke, aber auch viele Gespräche mit Kollegen und Fahrgästen, möchte ich nicht missen – und ich bin auch heute noch ein begeisterter Zugfahrer.
Mechthilde Wittmann
Eigenständig Geld verdienen, um unabhängig zu sein – das wurde mir und meinen Geschwistern früh beigebracht. Ich hatte wenig Berührungsängste, neue Dinge auszuprobieren. Mein erstes Geld verdiente ich mir mit Babysitten. Als große Schwester hatte ich schon Erfahrung im Umgang mit Kindern und damit konnte ich einfach schon sehr früh etwas Geld für mich verdienen. Während der Schulzeit arbeitete ich nachmittags als Hilfskraft in einem Büro und während der Lehre samstags in einer Bäckerei. Der Dienst begann um 5 Uhr früh, das war jedes Mal eine Qual. Mein Studium habe ich mir komplett selbst finanziert durch einen Job bei der Abfertigung am Münchner Flughafen. Unter der Woche war um 3.45 Uhr Dienstbeginn und an den Wochenenden habe ich ebenfalls dort gearbeitet. Der ausschlaggebendste Nebenjob ebnete früh meinen Weg in die Politik. Als Tochter des Bundestagsabgeordneten Fritz Wittmann durfte ich auf Veranstaltungen und im Wahlkampf mitarbeiten. Es war wahnsinnig spannend, den Wahlkampf zu erleben. Auch wenn die Arbeit manchmal nervenaufreibend war, hat sie mir großen Spaß gemacht, weil ich immer das Ziel vor Augen gesehen habe, dass die CSU ihre erfolgreiche Arbeit möglichst stark umsetzen muss, wenn es den Menschen in Bayern gut gehen soll. Und das Eintüten von Wahlwerbung hat mich nicht abgeschreckt, selbst Politikerin zu werden.
Hermann Imhof
Als Jugendlicher habe ich in den Ferien in der Bäckerei meiner Eltern mitgeholfen. Da hieß es natürlich immer früh aufstehen. Zu meinen Aufgaben gehörte, in der Backstube die fertig gebackenen Brote und Brötchen abzuzählen und in Körbe zu schlichten, die dann an verschiedene Großkunden geliefert wurden. Das war keine sehr angenehme Arbeit, weil die Brotlaibe noch ganz heiß sind, wenn sie frisch aus dem Ofen kommen. Ich habe mir bei dieser Arbeit regelmäßig die Finger verbrannt. Mit der Zeit bekommt man als Bäcker „Asbest-Hände“, dann macht einem das nichts mehr aus. Mehr Spaß hat es mir gemacht, durch die Stadt zu fahren und das Brot an die Kunden auszuliefern.
Judith Gerlach
Auf dem Bild zapfe ich gerade Bier auf dem Aschaffenburg Stadtfest, wie jedes Jahr. Ich war vor und während meines Jurastudiums ungefähr zehn Jahre in der Gastronomie in unterschiedlichen Bereichen tätig. Gekellnert habe ich unter anderen im Schloss Johannisburg oder auf der Festung in Würzburg, oder habe die Gästezimmer im Schloss Kleinheubach hergerichtet. Eine wertvolle Zeit für mich, weil ich neben dem Geldverdienen auch ganz viel im Umgang mit anderen Menschen gelernt habe.
Ilse Aigner
Während meiner Ausbildung zur Radio- und Fernsehtechnikerin bin ich manch einem „aufs Dach gestiegen“. Ich muss zugeben, meine Kleidung entsprach nicht ganz dem Arbeitsschutz, aber in der Jugend nimmt man das nicht ganz so genau. Heute würde ich jedenfalls so nicht mehr auf ein Dach steigen. An meine Ausbildungszeit und meine zweijährige Fortbildung zur staatlich geprüften Elektrotechnikerin denke ich heute noch gerne zurück. In der Technikerschule war ich die einzige Frau unter 100 Männern. Heute ist der Frauenanteil zwar ein wenig gestiegen, aber er ist definitiv noch ausbaufähig. Frauen, nur Mut!
Klaus Steiner
Im Oktober 1978 machte ich mich mit einem Freund, mit unseren Rucksäcken, auf den Weg nach Südindien und Sri Lanka. Wir hatten nur wenig Geld und wollten unseren Lebensunterhalt durch Gelegenheitsarbeit verdienen. Nach vier Wochen sind wir von Mandapam in Südost- Indien nach Sri Lanka übergesetzt und schließlich in Matara gelandet. Dort heuerten wir als Holzsammler und bei Fischern an.
Bernhard Seidenath
Nach meinem Abitur 1988 habe ich in Erlangen als Briefträger gearbeitet. Da hieß es: jeden Tag um 3 Uhr aufstehen. Besonders anstrengend war immer der Tag, an dem die Telefon-Rechnungen verschickt wurden: kleine graue Kuverts im Format DIN C6, von denen praktisch jeder Haushalt eines bekam – das war dann doppelt so viel wie die normale Briefausfuhr. Unter den Postboten hatten wir eine Art Wettbewerb laufen: Wer rückt als Erster mit seinem Rad aus? Und vor allem: Wer ist als erstes zurück und kann in den wohlverdienten Feierabend gehen? Seit dieser Zeit schreibe ich Ansichtskarten nicht mit Füller – weil ich damals erlebt habe, wie schnell in einem sommerlichen Platzregen von den Buchstaben nichts mehr übrig ist. Und Klischees haben einen wahren Kern: Hunde sind wahrlich keine Freunde des Briefträgers...
Petra Guttenberger
Als Schülerin der Oberstufe und Studentin war ich als Nachhilfelehrerin für Englisch und Latein - später nahezu ausschließlich Latein - bestens ausgebucht. Hier war es wichtig, erst einmal das Vertrauen der Schüler zu gewinnen, um festzustellen, wann denn die „Sabbatwochen und -monate“ eingesetzt hatten, um dann strukturiert auf den aktuellen Stand des Unterrichts hinzuführen. Zu manchen meiner früheren Nachhilfeschüler habe ich noch heute hervorragenden Kontakt. Mein Fazit: Das Erlernen alter Sprachen eröffnet vielfache Möglichkeiten, lehrt Strukturen und ist eine hervorragende Basis für das weitere Leben!