HERZKAMMER Herr Weiler, Sie sind seit 2014 Trainer beim 1. FC Nürnberg. Bis 2017 läuft Ihr Vertrag. Sie sind also quasi in der zweiten Halbzeit als Club- Trainer. Wie sieht Ihre „Halbzeitbilanz“ aus?
RENÉ WEILER Mein primärer Anspruch ist es, jeden einzelnen Spieler besser zu machen und damit auch die Mannschaft respektive den ganzen Verein. Im Vergleich zu meiner Anfangszeit ist es uns gelungen, Vertrauen zu schaffen, Die Leute können sich wieder mit dem Club identifizieren. Das spiegeln auch unsere bis dato sehr guten Ergebnisse wider.
HERZKAMMER Bleiben wir beim Thema Halbzeit: Wie nutzt man die 15 Minuten optimal? Was passiert ganz konkret in der Kabine? Wird mehr über die vergangenen 45 Minuten geredet oder steht die Taktik für die 2. Halbzeit im Vordergrund? Was geben Sie Ihren Spielern mit auf den Weg?
RENÉ WEILER In erster Linie geht es darum, Kraft sowie Zuversicht zu tanken für die nächsten 45 Minuten. Es ist grundsätzlich vom Spielverlauf abhängig, ob und wie intensiv an taktischen Stellschrauben gedreht wird oder werden muss.
HERZKAMMER Sie haben den Club aus dem unteren Tabellendrittel der zweiten Liga heraus geführt und zum Aufstiegskandidaten geformt. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
RENÉ WEILER Ich habe bereits zu Saisonbeginn gesagt, dass es eine Zeit brauchen wird, bis sich Automatismen einspielen. Der Kader vom ersten Saisonspiel in Freiburg ist zudem mit dem heutigen auch nicht vergleichbar. Fußball ist Teamsport, daher muss jeder seinen Beitrag leisten um das gemeinsam definierte Ziel zu erreichen. Ob am Ende der Aufstieg steht und wann dies der Fall sein wird, ist von vielen Faktoren abhängig.
HERZKAMMER Wie hält man bei den Spielern die Motivation aufrecht – gerade vor dem Hintergrund einer Erfolgsserie wie der des Clubs?
RENÉ WEILER Jeder Spieler sollte von Grund auf motiviert sein, immer gewinnen zu wollen. Das liegt in der Natur des Sports und auch deswegen wird er schließlich Profi. Wenn sich die Mannschaft zudem eine Erfolgsserie erarbeitet hat, will sie diese selbstverständlich so lange wie möglich aufrechterhalten, denn Erfolge geben ja auch das wichtige Selbstvertrauen.
HERZKAMMER Wie wichtig sind die Fans für den Erfolg auf dem Platz?
RENÉ WEILER Der Club hat eine große Tradition und die Identifikation hier ist riesig. Unsere Fans waren zuhause und auswärts bislang ein sehr großer Rückhalt für die Mannschaft, auch weil sie es honorieren, was die Mannschaft an Arbeit abliefert.
HERZKAMMER Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen Fußball und Politik?
RENÉ WEILER Dass in beiden Bereichen der mediale Einfluss enorm ist und das (Fan-)Volk Teil des Geschehens ist.
HERZKAMMER Sie sind gebürtiger Schweizer. Was mögen Sie an Ihrer Wahlheimat Bayern und besonders an Franken?
RENÉ WEILER Meine Familie und ich fühlen uns hier sehr wohl. Es ist schön, in einer Region zu arbeiten, in der ein Verein bei den Einwohnern so stark verankert ist. Wenn ich hier durch die Stadt laufe, sagen die Leute nicht: Da ist ja der Trainer vom Club. Sie sagen: Da ist unser Trainer. Diese Identifikation ist großartig!
Seit November 2014 ist René Weiler Cheftrainer beim Fußball-Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Seine Karriere als Spieler begann er beim SC Winterthur. 2001 musste er seine aktive Zeit als Fußballer – die ihn bis in die Nationalmannschaft der Schweiz führte – wegen einer schweren Knieverletzung beenden. Anschließend schlug er die Trainerlaufbahn ein.
Stand: Mai 2016