Besonnen bleiben, klug handeln, umfassend informieren und aufklären. Das gilt in Corona-Zeiten nicht nur in der Landespolitik, sondern auch in unseren Kommunen. Wie stellt man als Landrat sicher, dass es der Landkreis bestmöglich durch die Krise schafft und zudem gewappnet ist für die kommenden Herausforderungen? Darüber haben wir mit Kelheims Landrat und ehemaligem Landtagsabgeordneten Martin Neumeyer gesprochen.
"In einer Sendung aus Österreich habe ich vor Kurzem einen tollen Spruch gehört: Schau auf dich, schau auf mich. Und genau das ist es, was in so einer Krisensituation zählt: Wir müssen uns gegenseitig schützen, aufeinander achten und sensibilisieren.“ Als Landrat muss Martin Neumeyer auf etwas mehr als 120.000 Einwohner schauen und dafür sorgen, dass auch in seinem Landkreis schnell und durchdacht gehandelt wird. „Wir haben seit Beginn der Pandemie unseren täglichen Jour fixe etabliert und dort die wichtigsten Maßnahmen beschlossen. Auch an Ostern und den Sonntagen, damit wir alles im Blick behalten konnten“, so Neumeyer. Eine dieser wichtigen Maßnahmen war das Bürgertelefon, das seit Mitte März sieben Tage die Woche erreichbar ist. „Da haben dann auch Bürgerinnen und Bürger aus ganz Bayern angerufen, da wir mit die ersten waren, die so eine schnelle Info-Hotline angeboten haben.“
Als ehemaliger Landtagsabgeordneter, der immer noch viele Kontakte zu seinen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen pflegt, weiß Martin Neumeyer ganz genau, wie ein Parlament arbeitet und was der Landtag und die Staatsregierung an Aufgaben zu bewältigen haben und hatten. „Vielleicht habe ich deshalb auch mehr Verständnis, dass man da nicht einfach zaubern kann, sondern eine gute und seriöse Politik machen muss, die unter Umständen nicht immer gleich verstanden wird.“ Aber auch umgekehrt haben sich einige der Abgeordneten bei ihm gemeldet, um zu erfahren, wie es in den Kommunen abläuft, wie die Stimmung ist und ob die Hilfen ankommen. „Der gegenseitige Austausch ist einfach immens wichtig, denn die Herausforderungen in der Großstadt sind vielleicht andere als auf dem Land und wir müssen uns auf die speziellen Herausforderungen bei uns einstellen. In einem touristisch geprägten Landkreis mit großen Firmen der Autoindustrie haben wir eben auch andere Probleme und Aufgaben als in anderen Gegenden im Freistaat.“ Auch die Spargelernte war in diesem Jahr eine Herausforderung. Wie es mit den Äpfeln, dem Hopfen oder dem Wein weitergeht, werde man sehen, so Neumeyer. „Man merkt schon, dass die Menschen an die Grenzen kommen, aber die Stimmung ist insgesamt besonnen. Gerade die kleinen Unternehmer, die Vereine und bei uns in der Region vor allem die Bäder, Thermen, Wellnesshotels und Anbieter in der Tourismus- und Gesundheitsbranche sind noch unsicher, wie es weitergeht. Da hängt eine riesen Kette dran.“
Immer freitags werden auf der Facebookseite des Landkreises die „Helden des Alltags“ vorgestellt, wie beispielsweise Hannelore Off, die zusammen mit einer Bekannten das Hilfsangebot „Einkaufsservice in Mainburg“ ins Leben gerufen hat, um Einkäufe und Botengänge für Bedürftige zu erledigen. Auch sonst haben es sich Martin Neumeyer und sein Team zur Aufgabe gemacht, vor allem die guten Nachrichten in den Mittelpunkt zu stellen: „Wir wollen zeigen, wie großartig der Zusammenhalt im Landkreis ist und dass jeder Einzelne von uns durch seinen persönlichen Einsatz enorm Positives bewegen kann. Es passieren in der Krise eben auch so viele schöne Dinge, die nicht selbstverständlich sind und über das Normalmaß weit hinausgehen.“
Immer einen Schritt weiter sein und möglichst alle Bürger im Blick haben, das ist den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtig, wenn es um die Information geht. „So haben wir zum Beispiel ein Glossar geschrieben, in dem wichtige Begriffe wie „Lockdown“ erklärt wurden. Auf Facebook haben wir die Hygieneregeln zum Osterwochenende in verschiedene Sprachen übersetzt – darunter Englisch, Rumänisch, Französisch und Arabisch.“
Für die kommenden Wochen und Monate hofft Neumeyer auf weitere Lockerungen und keine Rückschritte. „Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand und warne immer davor, dass wir zu sorglos werden. Denn auch wenn die eine oder andere Einschränkung etwas nervt: Die Gesundheit ist mit das Schützenswerteste, das wir haben – die eigene, aber auch die jedes einzelnen Mitbürgers. Das ist die gegenseitige Verantwortung, die wir wahrnehmen müssen.“